Ein bewegtes Leben

Die gemeinsame Geschichte von Anna Bühler, geborene Zondler, und Rudolf Bühler begann als Nachbarskinder bereits in jungen Jahren. Offiziell besiegelt wurde die Liebe mit ihrer Hochzeit am 10. April 1934. Den Geschäftsmann und die Verkäuferin traf jedoch schon kurze Zeit nach ihrer Trauung ein erster schwerer Schicksalsschlag. Anna Bühler wurde schwer krank und musste gut eineinhalb Jahre im Welzheimer Krankenhaus verbringen. Nach ihrer Genesung zog das junge Paar in ihr gemeinsames Eigenheim in der Weilerstraße 34 in Schorndorf. Beide arbeiteten im familieneigenen Bekleidungshaus »Hermann«, das zuletzt in der Schorndorfer Kirchgasse 17 am Entrée zur Hetzelgasse zuhause war. Heute ist hier ein Frisörsalon zu finden. Der Name »Hermann« geht auf den Stiefvater von Rudolf Bühler zurück. Seine Mutter Pauline hatte nach dem frühen Tod seines Vaters, als der kleine Rudolf gerade mal ein Jahr alt war, erneut geheiratet.

Eine weitere Belastungsprobe ihrer Ehe erfuhren die Bühlers mit Beginn des 2. Weltkrieges. Anfang 1940 wurde Rudolf Bühler zur Wehrmacht eingezogen und musste an der Ostfront dienen. Seine Frau führte während seiner Abwesenheit das Bekleidungshaus alleine. Ungewissheit und Sorgen prägten diese Jahre. Hilfe erhielt Anna Bühler von ihrer jüngeren Schwester Elsa, die ebenfalls mit im gemeinsamen Haus wohnte. Nach schweren und arbeitsreichen Jahren baute die Familie in der Nachkriegszeit ein blühendes Einzelhandelsgeschäft auf, in dem viele Schorndorfer ihre Kleidungsstücke für besondere Anlässe, von der Konfirmation bis zur Hochzeit, erwarben. Später verpachtete das Ehepaar Bühler ihr Geschäft und genoss gemeinsam den wohlverdienten Ruhestand. Im April 1984 konnten beide auf 50 Jahre Ehe zurückblicken und ihre Goldene Hochzeit feiern.

»Rudi« Bühlers kreative Ader lebte er nicht nur als erfolgreicher Geschäftsmann aus. Er war ein Freund der Musik, aktiver Sänger im Schorndorfer Gesangverein sowie geselliger Stammtischbruder, spielte Klavier und komponierte eigene Stücke. Seine Leidenschaft war die Malerei, die er selbst während des Kriegsdienstes pflegte, was zahlreiche Skizzen und Gemälde mit Ansichten aus Rußland dokumentieren.

Nach Rudolf Bühlers Tod im Dezember 1990 verbrachte seine Ehefrau Anna ihren Lebensabend im gemeinsamen Haus in Schorndorf. Anna Bühler lebte sehr bescheiden und war ihrer Heimatstadt Schorndorf stets verbunden. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch, das gemeinsame Vermögen nach ihrem Tod in eine Stiftung zum Wohle alter, hilfsbedürftiger Menschen sowie zur Förderung musikalischer und gesanglicher Projekte einzubringen.